r e n é    w i r t h s
 
 
weltbild | wirklichkeit
eine entscheidung für das gemalte bild ist in unseren kulturkreisen immer eine entscheidung für eine auseinandersetzung mit unserem kulturellen erbe.
damit ist es zwar nur bedingt trendfähig, im besten fall aber zeitlos aktuell, wenn dieser historische ballast als chance begriffen wird.
das wesen des so genannten realistischen bildes liegt hinter seiner illusionären oberfläche. um die wirklichkeit eines bildes begreifen zu können, nämlich was sich hinter diesem konstruiertem schein (image)
verbirgt, muß ich mich als dessen rezipient auf spekulativem terrain bewegen.
die Illusion von welt will uns etwas über welt erzählen (ich gehe davon aus, daß dies dem künstler bewußt ist; ich will mich nicht damit abfinden, daß der visuelle reiz alles sein soll).
schließlich vermute ich in jedem bild einen mehr oder weniger komplizierten zerrspiegel der gesellschaft, sozusagen konkret gewordene vision eines
einzelnen, gewachsen auf der basis individueller welterfahrungen im sinnlichen wie sinnhaften. eine perspektive auf die welt wächst zu einer Haltung zur Welt wird zu einem Bild zur Welt als ein Angebot an die welt.
der maler malt das bild, das er sehen will und zwar in genau dieser form, hoffentlich.
ich stelle die landesübliche frage: was will uns der künstler damit sagen? was will er verraten und wo verrät er sich? und was hat das mit mir zu tun?
ein bild ist ein formulierter gedanke (magritte: "ich male wie ich denke"), medium zwischen dem einen und allen, das sie doch gleichzeitig trennt wie
verbindet.
in ihm verschwimmen intuition und konzeption, subjekt und objekt, subjektive und objektive.
es zu begreifen bedeutet immer auch die erkenntnis, es nicht greifen zu können. es zu verstehen bedeutet auch, es nicht vollends verstehen zu können. das umkreisen von sinn- und unsinn-, schein- und seinsfragen ist eine zentrale motivation der gegenständlichen malerei.
jeder ansatz, ein bild zu lesen, ist potenziell interessant. jeder ansatz ist im sinne des erfinders.
 
rené wirths 2002
 
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1. selbst    2. magda

 


1. mehrzwecktasche       2. rad


biografie
1967 geboren am 31.8. in waldbröl
seit 1971 in berlin
1987-91 studium der philosophie und politologie an der fu berlin
1992-98 studium der bildenden kunst, hochschule der künste, berlin
1998 meisterschüler bei w. petrick
ausstellungen
1993
zwölf, kunstverein acud, berlin
1994 waldbröl, galerie münsterland, berlin
1995 halten mit wolfram weiß, neue galerie/ hdk, berlin
1997 schaustelle hdk, galerie giesler/ nothelfer, berlin
wirths weiss, galerie im speicher, waren/ müritz
1998 mit michael van ofen und peter thol, shift e.v., berlin
1997 surreality-localizer 1.2, gestalten verlag berlin
1999 galerie buch, akademie der künste, berlin
...möglich, walden kunstausstellungen, berlin
magda, kunsthaus tacheles, berlin
2000 genre painting, g7, berlin

statement
wir alle wissen: es handelt sich hierbei nicht um die dinge selbst, sondern um deren abbilder.
als betrachter wird uns die existenz dieser dinge vorgegaukelt, aber wir geben uns gerne dieser illusion hin. die illusion der wirklichkeit ist es nämlich, die den wert dieser bilder ausmacht, nicht die reine materie. das bild als quaderförmigen körper können wir als wirklichkeit akzeptieren. es lässt sich anfassen. der raum in dem wir uns befinden ist auch real. wir
können uns in ihm bewegen. real im sinne des erfahrbaren raum-zeit-kontinuums.
das abbild jedoch ist flach, beinahe gegenstandslos. wen ich versuchen wollte, den gegenstand so zu begreifen, wie er ist, dürfte ich ihn nicht malen. also tue ich es nicht.
schließlich male ich keinen gegenstand, sondern ein bild. ich male ein bild, weil ich es gerne sehen möchte, viel lieber, als ich mir diesen gegenstand selbst ansehen will. ich untersuche die oberfläche eines gegenstandes, und da ich maler bin, werden bild und farbe ebenfalls zu untersuchungsobjekten. was also ist der bildgegenstand? das bild oder das gemalte objekt? der begriff "bildgegenstand" ist widersprüchlich und uneindeutig wie der begriff "gegenständliches Bild".
René Magritte sagte einmal: "ich male wie ich denke". er hat auch gemalt, weil er dachte.
 
rené wirths 1999