Durch Sound und Bilder festgenagelt
Es gibt Videokünstler und Videokünstler. Das ist nichts neues. Und es gibt John Dekron, seit zehn Jahren international unterwegs. Dekron zeichnen einige Besonderheiten aus: Er produziert nicht nur sein Filmaterial selbst, sondern auch die Steuerungselemente, durch die er Licht- und Audiosignale lenkt. Von [ice]
Durch diese selbstentwickelten Computerprogramme verfremdet, zersetzt, übersetzt und mixt der Künstler Bilder und projektiert sie in neue Zusammenhänge. „Die Softwareanwendungen müssen einfach sein“, sagt Dekron den Zuhörern, auch um ihnen die Angst vor der Technik zu nehmen, „aber vielschichtig und in Echtzeit ablaufen.“ Er arbeitet meist interaktiv, mit Musikern und Architekten, DJs und Publikum. Die Kommunikation mit der Umgebung behält er durch Sensoren. Dekron ist Physiker und Filmer, er entwickelt ständig seine formal-ästhetische nAnsätze und ist als Künstler einer der festen Ansprechpartner für die global agierende Industrie. Mittel- und Osteuropa, Asien und Südamerika hat er bereist, die Medienfassade am Kunstbau Graz, die Medieninstallation am Potsdamer Platz und Eröffnungszeremonien der Cebit gestaltet. Nun möchte er wieder persönlichere Projekte durchführen, seinen technichen Einsatz zeigen dürfen.
Auf seinem Arbeitstisch steht ein 17’’ Powerbook, ein Multi-Touch-Controller und ein kleines Empfangsgerät. Nichts außergewöhnliches, es wirkt eher karg. Minimal. Aber die Möglichkeiten seiner Steurungselemente sind groß: In der Studiobühne vom Brandenburger Theater ist eine 10 m breite Leinwand aufgezogen, auf die zwei leistungsstarke Beamer ein Bild werfen. Ein Schlagzeuger hat in einer Entfernung von 10 m sein Instrument aufgebaut. Das Publikum sitzt dazwischen, bequem wie im Kino. Alle sind miteinander verbunden.
Mit der zeitgenössischen Musik von „Xirc le Cinx“, geht es für die knapp 40 Zuschauer sofort elektronisch hart zur Sache. Die Bilder von Dekron fügen sich in Rhythmus, Beats und Melodie zu einer einzigen, in sich schlüssigen, Komposition. 14 Titel werden gespielt. Eine Stunde sitzen die Zuschauer regungslos, durch Sound und Bilder festgenagelt, in den Theaterstühlen. Schwarz-weisse Grafiken, voyeuristische Bildaufnahmen in fremde Wohnungen einer Großstadt, kaleidoskopartige Muster, Körperteile, Portraits und wilde Farben mischen sich in schnellen, oft unerwarteten, Anordnungen. Dabei fällt immer eines auf: Es wirkt nie hektisch, alles hat seinen Stil. John Dekron hat Stil.
Auch wenn Brandenburg an der Havel keine Film- oder Videoszene besitzt, inspirieren solche vehemmente Auftritte nicht nur Künstlerkollegen, sondern sogar Politiker: Friedrich von Kekulé (CDU) zeigte sich nach der Bilderorgie gutgelaunt wie selten. Vielleicht war es ja das Thema der Musik, die Liebe, das ihn in einen Jungbrunnen fallen ließ.
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