Berlin, Kreuzberg, Schlesische Straße. Das unplugged Konzert im Schaufenster des Plattenladens Piatto Forte war gewöhnungsbedürftig. Gerade selbst den Kinderzimmern entschlüpft, wollten die Musiker eher die Welt bestürmen. Der Saft wurde ihnen abgestellt – und siehe da: der Anfang ist getan. Von Ilia Castellanos
Es ist relaxed, Michele D´Alessio, umtriebigster Sizilianer von Berlin, Quatsch mit Soße, der Welt, hat die Vorstellung zugelassen, obwohl er sie nicht persönlich kannte, der DJ Baromix, mit fast fiesem Schnauzer und Mütze. Ein wenig misstraurisch scheint der Kauz. Die CDs der Band, die er vor Wochen in einem Plexiglasständer bekam, sind weit und breit nicht zu sehen. Wahrscheinlich kann er sie nicht mal im Traum leiden, diese Jungs von Irgendwo.
Die Stimmung ist, na es geht so, zu wenig Leute, alle leicht verpennt. Dafür prasselt die Musik von Bettibobikepunk durch den Türschlitz auf die Schlesi, diese rattenscharfe Mieze, die zudem witzig ist. 22:35Uhr, da ist ein Gast. Er wühlt in den Plattenkisten und denkt: Schokoladenkuchen kann sie auch. Nebenbei, es ist warm, es ist bereits Mai, alles ist auf den Straßen, alle glücklich oder häppy. Als die vier Musiker anfangen, gehts am Schopf gezogen in den Raum, Schaufenster Konzert, Florian Kusch, Julian Schütte, Johannes Danker und Philipp Künzel auf einem Blatt Spinat. Es sieht super-eng aus, es sieht super aus.
Je länger das Konzert über den Fußboden kriecht, desto intensiver erscheint die Stimme, das Dum-Dum und die Saiten. Leute saugen sich ins gedämmte Piatto Forte, Applaus, keiner verduftet, wer sind sie, wer weiss das schon, egal, die sind gut, Abbau. Keiner geht mehr grade – wer stand nochmals hinter der Bar im Plattenladen? – aber auch nicht mehr zusammen, gut gelaunt bis in den nächsten Club. Die Vier kriegen Stimmung hin, wenn sie lockerer werden, bestellen ihre Drinks, die dann durch die Menge schwabbern. Den Rhythmus haben sie, nur, den Pathos auch. Der Funke an Können ist da, und die Lust am Spielen kommt und geht, so wie ein gutes Stück irische Butter. An dem Abend ist er gross, fett und heiss, der Ritterschlag im Piatto Forte.
nikaya.org
piattoforteberlin.de
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