Schon seit langer Zeit wurde die Werbemaschine für das dreitägige 2. Brandenburger US-Car Treffen auf den stillgelegten „Flughafen Briest“ angeworfen. Das Resultat verblüffte nicht nur tausende von Zuschauern, sondern auch die Organisatoren selbst. Von [ice]
Die US-Car-Szene in Brandenburg an der Havel ist eine überschaubare Gruppe. Erst seit zwei Jahren treten sie mit ihrem Vorsitzenden Marko Lau in der Öffentlichkeit als eingetragener Verein auf und organisierten letztes Jahr ein erstes Treffen mit Besitzern nordamerikanischer Autos. Dieses Jahr konnte mit Ralf Scheel, Inhaber von „RS Autohaus exklusiv“ und seit neuestem Repräsentant der Automarke Dodge, ein Hauptsponsor gewonnen werden, der Business und Leidenschaft in die zukunftsträchtige Großveranstaltung einbringt. Beide, Lau wie Scheel, waren verantwortlich für das größte Privatevent Brandenburgs diesen Jahres und gingen ein „fünfstelliges“ finanzielles Risiko ein. Die „US-Car Freaks Brandenburg e.V.“ bildeten dabei, mit ihrer größtenteils ehrenamtlichen Arbeit, das Rückrat der Veranstaltung.
Bei bestem Sonnenschein, füllte sich bereits am Freitag der weitläufige Austragungsplatz mit Autos, Motorrädern, Wohnmobiles, Zelten und Menschen. Die ersten Rockbands spielten auf großer Bühne anfangs vor noch wenigen hundert Zuschauern. Der Sound war bis ans Ende des, ca. 800 m langen, Grundstückes zu hören. Die Zeitmessmaschine wurde auf der Landebahn aufgebaut und Autos fuhren zwischen Autos spazieren und hielten Ausschau nach den Nachbarn. Typisch amerikanisch. Es war der Appetizer auf den nächsten Tag. Ab den frühen Morgenstunden kam der erhoffte große Zuschauerstrom. Während die europäischen Automarken auf der linken Hälfte des Geländes parken mussten, wurden die nordamerikanischen auf die rechte Hälfte gelotst. Dodges, Corvettes, Cadillacs, Chevrolets, Bradleys und Ford-Mustangs reihten sich mit einigem Abstand zueinander auf, immer soviel Platz, um von allen Seiten bewundert zu werden. Die Teilnehmer kamen aus ganz Deutschland und dem nahen Ausland.
Im Mittelpunkt stand die professionelle Zeitmessmaschine von „eagelspeed“ aus Bayern, an der über 400 Parallelstarts verübt wurden. Mit ihren beiden Rennstrecken über die ¼ Meile (402,33 m) und jeweils acht Laser-Lichtschranken, gehört sie zu den Topgeräten in der deutschen Motorsportbranche. Bis zu einer Millionstel genau, konnte hier Reaktionszeit, 60 feets (18,3 m), achtel Meile, Spitzengeschwindigkeit und Endzeit genommen werden. Das Rennfieber der über 185 Starter war nicht zu übersehen. Motorräder mit knapp 200 PS und Durchschnittsgeschwindigkeiten von 209 km/h machten die Strecke in 10,440 sec. Bei Lachgaseinspritzungen wurden auf Knopfdruck weitere 50 PS freigesetzt. Autos, die von außen wie der Zweitwagen für die Ehefrau aussahen, kamen z.B. in 12,429 sec ins Ziel, die langsamsten benötigten 26,615 sec. Erstaunlich war auch manch Ami-Schlitten, die mit ihren acht Zylinder überall zu hören waren. Behäbig sahen sie aus, aber beschleunigen konnten sie wie gedopte Hochleistungssportler. Kurz nach jedem Rennen, konnten sich die Teilnehmer ihre ausgedruckten Daten auf einem DIN A4 Papier abholen. Es war eine Mischung aus Professionalität und dem unprätentiösen Zugang für jedermann. Die Brandenburger Jugend war schlichtweg begeistert und inhalierte dieses Angebot regelrecht ein. Das fulminante Burn-out veranstalteten die Jungs vom „Fast Division“, mit eigener Stuntman-Show auf Motorrädern, die Speedfighter genannt werden. Nicht schlecht staunten die meisten Gäste, als sie erfuhren, dass alle aus Stadt Brandenburg kommen und einige Berliner, die auch auf Speedfightern unterwegs waren, wurden nervös: Sie verabredeten noch während der Show ihre Teilnahme für das kommende Brandenburger US-Car-Treffen. Autos wurden auf der Bühne vorgestellt, eine gemeinsame Ausfahrt organisiert, bekannte Bands aus der Region spielten Cover-Rock, WM-Spiele wurden übertragen, Frauen stripten. Das größte Happening waren aber die Teilnehmer selber: Sie hatten Raum und feierten sich selber.
Ausgerechnet die zahlreichen Besucher aus der Hauptstadt lobten immer wieder dieses Event, bei dem die Authentizität nicht durch billigen Kommerz ad absurdum geführt wurde. Bis 7.000 Gäste beteiligten sich, laut eigener Schätzung, an den drei Tagen. Einhellige Meinung war, dass sich dieses friedlich-freundliche Treffen in der Motorsport-Szene herumsprechen wird und keiner es nächstes Jahr missen möchte. Für Lau, Scheel und die Brandenburger US-Car Szene ist dies wohl das größte Kompliment. Und Brandenburg an der Havel hat unverhofft ein neues, großartiges Marketinginstrument, das ab vergangenes Wochenende für sich alleine weiter arbeitet.
Mehr Fotos in der Bildergalerie…
Weitere Informationen unter: http://www.ucfb.de
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