Anni Heuchel fand während des Lockdowns ihr Glück in den Wasserfarben, und schaffte Werke innerer Schönheit und wilder Gedanken.
Anni Heuchel, Berlin, 2021.
Die Entschleunigung unseres Lebens durch die Zeit der aktuellen Pandemie empfand Anni Heuchel anfangs wohltuend, im Laufe der Zeit dann stark deprimierend. Heuchel fragte nach den Reizen von außen, „wo bleibt der inspirierende Kuss der Muse?“ Sie fühlte sich wie viele junge Menschen alleine, isoliert, sozial vereinsamt. Den Ausweg fand die Kunsthistorikerin über die Bildende Kunst, als Zeichnerin und Malerin. Instagram machte die visuelle Recherche möglich.
Nina Hagen, Sven Regener, Rio Reiser, Aristoteles, Salome, Punks, die Créme de la Créme der musikalischen und philosophischen Elite standen Anni Heuchel zur Seite, um eine Werkserie mit eindrucksvollen Portraits zu schaffen. Nicht genug, dass die farbigen Aquarelle auf festem Papier voller Hingabe und Talent gemalt sind, sie fordert für die Grundeinstellung linker Geisteshaltung eine neue Wertigkeit, in dem sie diese Persönlichkeiten in neue Zusammenhänge stellt. (mehr …)
Das Haus in Berlin gehörte dem Berliner Opernsänger Dietrich Fischer-Dieskau und wurde von einer Spandauer Hausverwaltung betreut. Die neuen Eigentümer beauftragten nach ungefähr 10 Jahren, am 1.10.2015, die KSI aus Köpenick mit der Verwaltung des Hauses. Seitdem geht es drauf und drunter, mit folgenden Protagonisten: KSI, Vorarbeiter, Arbeiter, Hausmeister. Es gab mehrfachen Diebstahl, Einbrüche und Beschimpfungen, auch von älteren Menschen. Die Hausbesitzer B. und D. vermeiden den Dialog.
Hier entsteht in chronologischer Reihenfolge eine Aufreihung der Herangehensweisen in der Kommunikation, Misstöne, Drohungen, Pfusch, Mieterhöhungen, Verdrängung und versteckter Modernisierung.
Diese Plakate wurden als erstes von der KSI abgerissen, 2016.
Fast ein Jahr ist vergangen, nach der ersten Restaurantkritik auf dem C4 Blog. Im Sinne der Entstehung der Welt war es nur ein kurzes Durchatmen, dafür ging es in die Walachei, aus der Sicht eines aktuellen Berliner Szenegängers, ins tiefste Charlottenburg zum Stuttgarter Platz.Geschrieben von Thomas Götz von Aust
Du musst die Buletten probieren. Als auch noch das Westberliner Gesicht des rbb Ulli Zelle auf der Homepage des Gasthaus Lentz lamojierte, dass nicht mehr der bürgerliche Hotspot hier in Charlottenburg, sondern sich im schicken Mitte und den anderen östlichen Szenebezirken abspiele, liess mich Berliner Spiessigkeit in Reinform erwarten: dunkle Ganzholzvertäfelung, fetttriefendes Essen und eine Bedienung namens Biggi, die jeden Wunsch von der Speisekarte mit „Ist aus“ quittiert. (mehr …)
Juni 2014, ein heißer Sommer. Wasser, Hängematte, Schatten, Nixtun. Die halbverwaiste großstädtische Indoor-Gastronomie träumte davon. Für eine erste Restaurantkritik ging es ins Neffes, die damit werben sich „vom hauseigenen Geschmack ihrer internationalen Speisen und Getränken zu überzeugen“. Für den C4 Blog genau das Richtige, einen knallharten Hund von der Leine zu lassen. Geschrieben von Thomas Götz von Aust
Einen Restaurantkritiker stellte ich mir so vor, in der Manier eines durchgeknallten Louis de Funes-Films, wo ein gefürchteter Kritiker mit angeklebten Bart ein Restaurant betritt, er aber seiner Tarnung erkannt und am Ende bei einer Weinverkostung über kulinarische Schlampigkeit siegt.
Aber nein. Da ich mein eigener professioneller Restaurantkritiker bin, verzichtete ich auf eine Kostümierung. Und weil ich eben kein Profi bin, ging ich in meiner Speiseauswahl im „Neffes“ nach dem Kriterium „was kennst du am besten, weil bisher am häufigsten gegessen“, vor. Ansonsten war die Karte ein Mix aus Gegrilltem und Pasta, sowie einer Wochen- und Frühstückskarte.
Seit Wochen Unruhen in der Westbank, US-israelische Teenager werden in der Nähe von Hebron ermordet, Einmarsch der Israel Defense Forces [IDF] in Ramallah, Nablus und Jenin, der israelische Präsident fordert Vergeltung und bekommt sie mit der Ermordung eines arabischen Teenies, Demonstrationen in weiten Teilen der Westbank, Bombardements aus der Luft, von der Grenze und vom Wasser gegen Gaza, Rockets gegen Israel, israelische Bodenoffensive, erste pro-palästinensischen Demonstrationen in Deutschland und Europa.Von Edv
Dieser erneute Krieg der israelischen Regierung nach 2012 ist an Dynamik und Dramaturgie kaum zu überbieten. (mehr …)
Pepe ist das Alter Ego des Autors Peter Auge Lorenz. Im wahren Leben leitet dieser die Comicbibliothek „Renate“ in der Tucholskystrasse in Berlin. In seinem neuen Comic „Das Land, das es nicht gibt“ führt er uns anekdotisch durch einige Episoden seines Lebens. Dieses ist angesichts greifender DDR-Fänge stets etwas limitiert, was ihn jedoch nur umso mehr anspornt, sich eigene Freiräume und ein autonomes Denken zuzulegen.Eine Comicrezension von Anni Heuchel
„Die halten Bukowski für einen Kosmonauten und das `Kursbuch ́ wird von der Reichsbahn rausgegeben“, urteilt Protagonist „Pepe“ nach der Wende über seine Landsmänner aus dem Land, das es nicht mehr gibt – der Deutschen Demokratischen Republik. Sofort ist klar: Der Comic, dem wir uns hier widmen, erzählt keine gewohnte Superheldengeschichte. Er ist eine humoristische Abhandlung über Freundschaft, Kindheit und Militär; im Leben eines DDR- Bürgers.
Wir lernen Pepe als kleinen Jungen kennen, der mit einem Freund Kriegsepisoden des Großvaters nachspielt. Mit auf Backpulver und Wasser basierenden „Chemiewaffen“ wird der fiktive russische Feind aus dem heimischen Keller gebombt. Das Laborieren mit derlei gefährlichem Sprenggut ist folgenreich: Schürfwunden zieren Kinderbeine, ein Opa mit Kriegstrauma wird verschreckt und Mutti meckert. (mehr …)
Die Jungs bestellen sich drei Tannenzäpfle, das weckt natürlich Zweifel, ob sie es ernst meinen mit Rock’n’Roll. Ein mildes Schwarzwald-Bier, bitte, ziemt sich das für eine Band, die gerne mal die Zügel anzieht? Deren Musik so seelenverwandt mit Kurt Cobain, dem großen Melancholiker, klingt? Und die aus ihrem ersten Proberaum, einem christlichen Jugendverein, geflogen ist, weil sich der eine oder andere aus dem ersten Stock einst übergeben musste? Von Lars Grote, Märkische Allgemeine, Mai 2013
Nikaya machen Musik, melodieverliebt und stellenweise meisterhaft, das Tannenzäpfle bleibt ihr einziger Kompromiss an diesem Abend, wie sich zeigen wird. Florian ist Wortführer, Sänger und – wenn man den Pressebildern glaubt – Dandy der Band, die sich vor acht Jahren in Brandenburg/Havel gegründet hat. Florian, wie seine Kollegen Johannes (Bass) und Julian (Schlagzeug), steckt in den frühen Zwanzigern, hat sich auf diesen Bildern als Dame aus der Halbwelt geschminkt. (mehr …)
Bei der 65. Berliner Tennis Stadtmeisterschaft der Senioren 60+ musste Peter Glückstein (Grunewald TC) gegen Nobert Walter (TC Nikolaussee, Rangliste 23) antreten. Der an Nummer 1 gesetzte Walter machte in 44 Minuten mit 6:1, 6:0 den erwarteten kurzen Prozess – auf dem Hauptplatz des BSV 92 Tennisclub Schmagendorf glückte Glückstein allerdings die bessere Show. Von Edv
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Heiliger Sonntag, Punkt 13:00Uhr, beide Kontrahenten stehen zum Aufwärmen auf dem Center-Court, drei bis vier lockere Bälle streichen über das Netz. Die Vorhand von Norbert Walter kommt gezielt und mit Schwung. Peter Glückstein zeigt seine Stärke in der Rückhand, die Vorderhand ist noch zögerlich. Sein Aluminium Schläger scheppert, seine Körperhaltung ist unkonventionell.
Bereits vor drei Tagen, auf dem szeneberühmten Donnerstags-Treffen in der Bar am Lützowplatz, machte sich Glückstein düstere Gedanken. (mehr …)