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Unvergesslicher Berol Kaiser-Reka: Mit 76 Jahren verabschiedet sich das Brandenburger Unikum Berol Kaiser-Reka von den öffentlichen Bühnen. Das Brandenburger Theater hat ihm einen kleinen, aber feinen und ehrenvollen Abschied ermöglicht.

Berol Kaiser-Reka kommt erst als Clown daher. Gelbkarierte Hose, hellbeiges Sakko mit oragenem Reverse, darunter eine schwarze Weste, weißes Hemd und schwarzer Schlips. Halbglatze mit kleinem Hut, Schnapsnase und riesigen weißen Schuhe. Sein lustiges Outfit schrumpft aber sobald er seine virtuosen Eigenschaften präsentiert. Der Anfang war ein Flötenspiel auf seinen Fingern, denn in seinen weißen Handschuhen hatte er ein unsichtbares Musikinstrument integriert. Was danach kommt ist ein Ausbruch an Phantasie und musikalischem Talent. Im Schnelldurchlauf zeigt Kaiser-Reka ein dutzend Instrumente, die nur aus dem Einfallsreichtum eines genialen Geistes entspringen können. Und einen ausgeprägtes handwerkliches Geschick benötigen.
Da wird eine Luftpumpe zu einer Klarinette, „bei deren Ton die Schwiegermutter gestorben ist“, selbstgebaute Posaunen kommen zum Vorschein und die singende Säge, eine Königin der Musikinstrumente in alt gedienten Varietés des 20. Jahrhundert. Für Berol Kaier-Reka ist sie noch heute „eine Art Kammersängerin“. Beim Xylophon, das beim Ausnahmekünstler schon mal aussehen darf „wie ein Fußabtreter“, zeigt das Multitalent noch heute ein ungeheures schnelles Tempo. Schließlich wird selbst der Musikkoffer zur Tuba.

1930 wurde Berol Kaiser-Reka geboren und in der St. Katharinenkirche getauft. Sein Vater war der international geachtete Varieté-Darsteller Paul Kaiser-Reka (1881 – 1963) und so wuchs der junge Berol in einer Werkstatt voller selbst erdachter Instrumente auf. Vor seinem Ãœbervater, konnte und wollte er sich nie richtig lösen und sagt noch heute: „Ich lebe das Leben meines Herrn weiter.“

Was Berol Kaiser-Reka im zweiten Teil seiner ironisch-humoristischen Show bietet, ist an Erfindungsgabe kaum zu übertreffen. Das Szenenbild ist ein kleinbürgerliches Zimmer, mit Kommode, Kuckucksuhr, Blumen und kleinem Fenster. Berol Kaiser-Reka kommt als Schlaftrunkener im Bademantel daher und fängt an Bratsche zu spielen. Dabei zerbricht diese und verwandelt sich zur Ziehharmonika. Die Schreibmaschine wird unter seinen Händen zum Tasteninstrument, die Lampe eine Trommel, aus einem Basssaxophon kommt ein Küken, das im Schnellkochtopf zum Gerippe mutiert und auf dem wiederum musiziert wird. Eine Trompete entzweit sich, aber eine darauf gestülpte Plastikkanne ersetzt die Töne ohne Probleme, ein Blumentopf wird Flöte, beim Lied von „Fritze Bollmann“ gibt der Plattenspieler seinen Geist auf, im Schrank hängt ein Skelett dessen Rippen als ein Xylophon benutzt werden, das Klavier wird mit Boxhandschuhen behandelt und das herausgerissene Ofenrohr wird zur Tuba. Berol Kaiser-Reka zerlegt feinsäuberlich ein ganzes Zimmer und aus jedem zertrümmertem Gegenstand entwächst etwas Neues. Berol Kaiser-Reka ist ein künstlerischer Anarchist.

Nun dankt dieser hervorragende Brandenburger Musiker, Sammler und Erfinder mit 76 Jahren von der Bühne ab. Er steht in der Tradition von Karl Valentin und Loriot. Und noch ist genügend Zeit, diesem ungewöhnlichen Menschen, der sich in seiner Karriere oftmals unter Wert verkaufen musste, einen angemessenen Platz in der Kunstgeschichte der Havelstadt einzuräumen.

Mehr Fotos in der Bildergalerie…

Informationen über Umfang und Zustand seiner Sammlung können sie direkt über Berol Kaiser-Reka erhalten: 0172/ 532 25 12

2 Responses

  1. Wir suchen einen/eine Musiklehrer/in für Flötenunterricht….

    Auch diese Nachricht wurde uns nur per Email übermittelt, obwohl dieses Gesuch, ebenso wie das davor, besser bei den Job-Angeboten inseriert werden sollte.
    Es ist ja eigentlich ganz einfach, kostet wenig Zeit, und ist dazu noch kostenlos. Man braucht …

  2. Reden über…Musik…

    Es gibt ja schon viele Foren und Weblogs in denen man sich über Musik austauschen kann.
    Auch zu diesem Thema möchte wir eine Bündelung versuchen, um interessierten einen besseren Zugang zu anderen Musikliebhabern zu ermöglichen.
    Hier einige Links:

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